AG Song und „zweite Szene“
Die AG Song (AGS) ist ein 1973 gegründeter Liedermacherzusammenschluß mit quasi gewerkschaftlicher Zielsetzung. Sie soll der gemeinsamen Fortbildung, der Kommunikation und der Interessenvertretung der Öffentlichkeit, den Medien und den Veranstaltern gegenüber dienen (eine detaillierte Darstellung der AG Song siehe Punkt 3.2.3.).
Sie ist kreatives Sammelbecken und Begegnungsstätte für bis zu 1200 Liedermacher. Außerdem ein bedeutendes Debütantenforum: auf jedem Treffen drängen sich in der AGS zahlreiche Neulinge an die Öffentlichkeit, um sich zu profilieren. Darüberhinaus bietet sie, besonders auf ihren regelmäßigen Arbeitstreffen, ein überaus großes Programm an Workshops, Diskussionen und Fortbildungen an.
Bei der Untersuchung der AGS-Workshopprotokolle, der Dokumentationen und sonstigen Veröffentlichungen fällt auf, daß sich relativ selten Sänger aus der Waldeck-Ära an der Arbeit beteiligen (außer anfänglich Stählin und Hüsch). Die bekannteren Liedermacher konzentrieren sich zumeist vollständig auf ihre eigenen Wege und sind durch größere Bekanntheit der Sorge um ihr Einkommen ledig. Die AG Song dagegen wird dominiert von unbekannteren Liedermachern, die teilweise heftig um ihren Lebensunterhalt ringen müssen. So ist an der AG Song eine Spaltung der Liedermacherszene zu beobachten, oder vielmehr das Entstehen einer völlig neuen, von der kleinen, bereits seit den 60ern etablierten Gruppe getrennten Liedszene.
Ausschnitt eines längeren Textes von Philipp Schmidt-Rhaesa , Teil seiner Examensarbeit zum Thema „Fort- und Weiterbildung bei deutschen Liedermachern“, verfasst 1996. Auch wenn manches bruchstückhaft bleibt, so wird z.B. nur über die westdeutsche Liedermacherszene geschrieben, ist es dennoch ein gelungener Überblick über die Liedermacher-Szene in der BRD von 1945 bis in die 1990er Jahre.